Es muss nicht immer Sintflut sein – obwohl der Klimawandel uns durchaus dorthin bringen könnte. Während Industrie 4.0 den Fokus auf das Unternehmen und seine internen Prozesse legte, rückt Industrie 5.0 Nachhaltigkeit, Resilienz und die gesellschaftlichen Auswirkungen der digitalen Transformation stärker in den Mittelpunkt. Genug geseuftzt: es geht darum unsere Forschungsstrategie enger mit den Unternehmenszielen zu verzahnen.

In der aktuellen politischen Diskussion über die Rolle von Unternehmen in der angestrebten und notwendigen Transformation werden die Begriffe Nachhaltigkeit und ESG sehr oft als Synonyme verwendet. Bei genauerer Betrachtung lohnt es sich aber, eine Differenzierung dieser Begriffe vorzunehmen, da sie zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille darstellen.
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und beschreibt ein wesentliches Handlungsprinzip beim Einsatz von knappen Ressourcen. Bei der Bewirtschaftung des Waldes sollte stets darauf geachtet werden, dass nur so viel Holz entnommen wird, wie unter Nutzung der natürlichen Regenerationsfähigkeit auch wieder nachwächst. Unter Suffizienz wird das Zeil eines möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauchs verstanden, der sich in jedem Fall in den ökologischen und planetarischen Belastungsgrenzen bewegen muss.
Der Begriff ESG erweitert die Sichtweise der Vereinten Nationen um ökonomische und soziale Dimensionen als gleichberechtigte Ziele im Gleichgewicht und war auch die Grundlage für den Green Deal der Europäischen Union, sowie der Nachhaltigkeitsagenda der Bundesregierung. Der ESG Bericht beschreibt aus der Perspektive eines Investors, Eigentümers oder auch Stakeholders, welche Anforderungen unser Konzern erfüllen muss. Eine Einschränkung der Kreditvergabe bzw. eine Verteuerung der Finanzierung von Aktivitäten, die nicht die Erreichung unser Umweltziele unterstützen, ist zu beobachten. Ganz abgesehen, von dem erheblichen Imageschaden – auch über die sozialen Medien – welche Öffentlichkeitswirksam und hart Greenwashing sanktionieren.

Alle Unternehmenssegmente werden wir nicht von heute auf morgen auf grün drehen können. Deshalb arbeiten wir an unseren Standorten mit Meilensteinen, die wir nach und nach erreichen werden. So können nachhaltige Investitions-Ideen realistischer mit konventionellen Alternativen konkurrieren. Dies sind unsere vereinbarten kurz- bis mittelfristigen Ziele, bezogen auf unsere Organisation:

1. Grüne Klimaschutzstrategie
Wir verfolgen das UN Klimaschutzziel zur Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf maximal 1,5 Grad Celsius, um unseren Beitrag an der Abschwächung des Klimawandels zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir uns der Science Based Targets Initiative verpflichtet. Alle unsere Standorte werden klimaneutral (Scope 1+2).

2. Grüne Haltung
Alle Mitarbeitenden verstehen die Relevanz unser Nachhaltigkeits-Initiativen und leben sie in ihrem Berufsalltag. Sie sind aktiv in die Transformationsprozesse hin zu einer Green Company eingebunden.

3. Grüne Produkte
Wir entwickeln Produkte auf Basis der Eco-Design-Prinzipien. Dadurch schonen unsere Produkte Wasserkreisläufe, sowie Ressourcen und schützn das Klima über den kompletten Produktionslebenslauf hinweg.

4. Grüne Verpackungen
Wir nutzen umweltfreundliche, plastikfreie Verpackungen, die Ressourcen schonend in der Herstellung und zu 100 Prozent recycelbar sind. Dies gilt sowohl für Produkt- als auch für Transportverpackungen.

5. Grüne Lieferkette
Alle Kreditoren und Logistikpartner tragen zur Reduzierung unseres CO2 Fussabdrucks bei. Bis 2033 (zum 100 Jahre Firmenjubiläum) haben alle A-Kreditoren ein Management nach ISO 37301 und ISO 14001 implementiert.

6. Grüne Produktion
Wir reduzieren die Umweltauswirkungen unserer Produktion, indem wir Wasser-, sowie Materialkreisläufe schliessen und kontinuierlich ihre Ressourcen Effizienz erhöhen. Gleichzeitig miniminieren wir aufkommende Abfälle.

7. Grüne Energie
Wir setzen Strom aus erneuerbaren Energiequellen in unseren Standorten weltweit ein, bei gleichzeitiger Steigerung der Energie-Effizienz.

8. Grüne Transparenz
Wir schaffen Glaubwürdigkeit bei unseren Interessensgruppen durch Transparenz hinsichtlich unser Umweltauswirkungen. Dafür lassen wir zum Beispiel Umweltproduktdeklarationen durch unabhängige Parteien bestätigen und nehmen an Unternehmensratings teil.

9. Grünes Controlling
Wir definieren Nachhaltigkeitsziele mit allen Standorten, leiten daraus Massnahmen zur Zielerreichung ab und machen den Fortschritt mithilfe von Kennzahlen transparent.

10. Soziales Engagement
Wir setzen uns für soziale Gerechtigkeit und einheitliche ökologische Standards weltweit ein. Wir ermöglichen möglichst vielen Menschen den Zugang und Nutzung von sauberem Wasser, sauberer Mobilität und sauberer Luft mit unseren Produkten und schützen gleichzeitig diese wertvollen Lebensräume.

Vom Planning ins Doing
Gleichzeitig arbeiten wir daran, schon heute ein grösseres Bewusstsein für Nachhaltigkeit in und an Gebäuden zu schaffen. Entsprechend beraten wir unsere Partner und geben auch den Debitoren die Möglichkeit, mit einem CO2 Rechner ihre Immobilien unkompliziert zu bewerten und herauszufinden, welche grünen Technologien zum Einsatz kommen können.
Für uns ist der Weg das Ziel. Wir machen viele kleine Schritte, die bald in Summe einen grossen Impact haben werden. Zugeben: Wir haben nicht alles von Anfang an gewusst oder richtig begonnen. Und wir haben auch nicht alles allein gemacht. An vielen Stellen unser grünen Transformation war es sinnvoll, mit externen Beratern zusammen zu arbeiten, die Experten auf ihrem Gebiet sind.

Resilienz, Ausdauer und Überzeugungskraft
Fast das Wichtigste aber ist, unsere Mitarbeitenden mit auf die Reise genommen zu haben – sie von der Sache zu überzeugen, sie mit unserer Begeisterung anzustecken und sie in die Lage zu versetzen, selbst aktiv zu werden.
Ein so umfassender Kulturwandel, wie wir ihn mit unser grünen Transformation beschreiten, bedeutet, auf Widerstände zu stossen. Hier braucht es Empathie und leicht nachvollziehbare Argumente. Wir versuchen innerhalb unseres Wirkungsbereichs, die heutigen Probleme zu lösen und künftige zu antizipieren. Aber auch immer wieder mit Mut, Neues zu wagen.

Starten wo wir stehen
Die Spiral Dynamics sind ein Evolutionsmodell von Don Beck und Christopher Cowan. Es umfasst verschiedene Formen des Fühlens und Denkens, sowie unterschiedliche Weltanschauungen. Sobald die nächst höhere Bewusstseinsstufe erlangt wird, nimmt das Denken in Konsequenzen und Zusammenhängen zu, ebenso wie die Reife hinsichtlich Gefühlen und Beziehungen.

Beck und Cowan gliederten die Bewusstseinsebenen in sogenannten Wert-Memen. Diese beschreiben einen gewissen Bewusstseinsinhalt (einen Gedanken, ein Weltbild etc.). Dabei haben die Autoren verschiedene Farben für die Memes verteilt:
+ Beige: archaisch, instinktiv, überlebensbestimmt, selbsttätig, reflexologisch
+ Purpur: animistisch, tribalistisch, magisch-animistisch
+ Rot: egozentrisch-ausbeuterische Gewaltgötter
+ Blau: absolutistisch, gehorsam, mythisch, ordentlich, entschlossen, autoritär
+ Orange: vielfältig, effizient, wissenschaftlich, strategisch
+ Grün: relativistisch, personalistisch, kommunitaristisch, egalitär
+ Gelb: systemisch-integrativ
+ Türkis: holistisch-spirituell
+ Koralle: kosmologisch, emergierend-gestalterisch, Leader einer neuen nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft

Es macht für uns durchaus Sinn, uns intensiv mit diesen verschiedenen Bewusstseinsstufen auseinanderzusetzen und zu ergründen, in welcher wir uns derzeit befinden, um nach Möglichkeit die nächst höhere Stufe zu erlangen zu suchen. Denn ein couragiertes und an Nachhaltigkeit orientiertes Leadership-Mindset lässt sich der höchsten Bewusstseins-Ebene zuordnen: der korallenen.


Unser soziales Engagement
Neben der Förderung von regionalen Aktivitäten, wie TEDx- und Barcamp Veranstaltungen ist uns besonders die Integration ländlicher Kulturräume wichtig. So geht es um die mobile Infrastruktur, etwa das Carsharing Projekt Dorfauto und die Ausstattung von Weiterbildungs-Instituten durch Sachspenden. Schliesslich stammt ein Grossteil unser Mitarbeitenden aus ländlichen Räumen mit der Wirksamkeit für engagierte Homeoffice Anbindung und für Kinder- und Familienbetreuungszeiten.
Zudem: Nichts ist so langfristig wie (Weiter-)Bildung. Die Entscheider des Jahres 2050 gehen heute schon zur Schule.


Aspekt Demografischer Wandel
200-mal googeln benötigt so viel Strom wie das Bügeln eines Hemdes. Und mit 3000 Suchanfragen könnte man einen Eimer Wasser zum Kochen bringen.
Aber hier muss allerdings, wie in sämtlichen Berechnungen, berücksichtigt werden, dass Suchanfragen andere Formen des Energieverbauchs, wie Recherche in der Stadtbibliothek überflüssig machen. Dort muss kein Licht brennen, keine Klimaanlage, keine Heizung und kein Rechner mit Verleihsystem laufen. Und das gilt grundsätzlich: Jede digitale Technologie verbraucht Strom, spart aber zugleich an anderer Stelle Ressourcen ein. Eine der Gründe ist der Rebound-Effekt, der ein simples Phänomen beschreibt: Wenn durch Effizeinzsteigerungen die Kosten von Produkten oder Dienstleistungen sinken, werden sie häufiger in Anspruch genommen. Wenn es, durch grünen Strom billiger wird ein Rechenzentrum zu betreiben, weil man etwa die Abwärme als Fernwärme verkaufen kann, wird es einfacher für Unternehmen, komplett dahin umzusteigen. In Ergänzung mit Edge Computing für schnellste Datenverarbeitung sehen wir für unseren Konzern eine starke Zunahme an Cloud-IoT-Diensten bis zur kompletten IT-Transformation. Das Klimaeffizienz Zauberwort lautet Interoperabilität – alles ist mit allem verbunden, alles wird smart. Und ermöglicht SaaS Dienstleistungen wie Predictive Maintenance und Cloud-to-Cloud Tracking.

Ein Beispiel: Nachhaltigkeit bedeutet auch Transparenz. Diese Transparenz erfordert die Verarbeitung umfangreicher Datenmengen und die Identifikation relevanter Informationen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen oder den Fortschritt zu messen. Dies gelingt nur in Kombination mit einer globalen Digitalisierungsstrategie. Gerade in heterogenen Konzernstrukturen kann dieser Mehraufwand nur über hocheffiziente, hochautomatisierte, intelligente und vertrauensvoller Prozesse und IT-Systeme funktionieren. Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung nicht bezahlbar oder realisierbar sein.